Neue Wespenart in Hirschau entdeckt

Eine bisher unbekannte Wespenart aus der Familie der Ceraphronidae hat auf einer unserer Streuobstwiesen oder bei unseren Nachbarn am Spitzberg wohl einen passenden Lebensraum gefunden. Sie hat sich dort lange erfolgreich verstecken können, aber Frau Moser und ihre Kollegen vom Stuttgarter Naturkundemuseum haben durch akribisches mühevolles Sortieren und Begutachten von tausenden Individuen diese Art entdeckt. Wir gratulieren zu dieser wissenschaftlichen Leistung und hoffen, dass der Entdeckung weitere spannende Erkenntnisse über die Lebensweise des kleinen Insekts folgen werden.

Die durch geeignete Pflegemaßnahmen und extensive Bewirtschaftung geförderte, vielfältige Pflanzenwelt bildet die Basis der artenreichen Insektenpopulation des Spitzbergs. Wir sind seit vielen Jahren auf vereinseigenen Flächen aktiv und wollen den artenreichen Lebensraum als „Hot-Spot“ der Biodiversität und als Schatzkammer der Natur vor den Toren Tübingens auch in Zukunft mitgestalten.

Mit der Veröffentlichung vom 21.4.2023 ist endlich auch das Geheimnis der Namensgebung gelüftet und Details des Körperbaus werden beschrieben und diskutiert. https://doi.org/10.5852/ejt.2023.864.2095 . Am 27.04. wurde im Rahmen der Veranstaltung „Im Auftrag der Vielfalt“ im Naturkundemuseum ein 3-D-Model der „Aphanogmus kretschmanni“ an Ministerpräsident Winfried Kretschmann übergeben. https://www.naturkundemuseum-bw.de/footer-menu/presse/detailansicht/im-auftrag-der-vielfalt-1

https://www.swr.de/wissen/neue-wespenart-entdeckt-artenvielfalt-100.html

https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Eine-kleine-Aufreisserin-Neue-Wespenart-bei-Hirschau-entdeckt-584113.html

https://www.ardaudiothek.de/episode/wissen-aktuell-swr2-impuls/neue-wespenart-bei-tuebingen-entdeckt/swr/12570095/

https://www.zdf.de/wissen/nano/230413-sendung-atomkraft-finnlands-strahlende-zukunft-nano-100.html (ab 13.25)

https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE4Mzg3ODE

Glatter Dickrüssler

Foto: Glatter Dickrüssler; Aufgenommen von Thomas am 03.05.2021 gegen 17:30 an einem Wegrand bei Tübingen
  • Wissenschaftlicher Name: Liparus dirus (Herbst 1795)
  • Deutscher Name: Glatter Dickrüssler
  • Familie: Curculionidae (zu deutsch: Rüsselkäfer)

Wissenswertes

Der Glatte Dickrüssler ist der größte Rüsselkäfer Mitteleuropas (bis 20mm Körperlänge). Die Käfer sind sehr stark und haben kräftige Dornen an den Innenseiten der Schienen, mit denen sie sich gut festklammern können. Seine Larven leben bei uns in den Wurzelstöcken von Hirschwurz (Peucedanum cervaria) und echtem Arznei-Haarstrang (Peucedanum officinalis) in trockenwarmen, exponierten Saumstrukturen auf mageren Hängen. Die an sich schon seltenen Lebensräume der stark gefährdeten Art gehen allgemein zurück, die Hirschwurz und der Arznei-Haarstrang sind selten geworden. Eine Intensivierung der Nutzung zum einen, aber vor allem auch das Zuwachsen der Lebensräume mit Büschen und Bäumen durch fehlende extensive Nutzung führen zu einem Verschwinden der Wirtspflanzen. Der Glatte Dickrüssler konnte vermutlich nur dank der Pflege und Förderung warmer Saumstrukturen durch den Naturschutz bei Tübingen in nennenswerter Population erhalten werden. Auch der Vebtil trägt durch Förderung der Wirtspflanzen am Erhalt der Art rund um Tübingen bei.

Literatur:

  • Rheinheimer, J., & M. Hassler, 2010, Die Rüsselkäfer Baden-Württembergs. Verlag Regionalkultur.
Veröffentlicht unter Käfer

Tatzenkäfer

Foto: Der Große Tatzenkäfer; Aufgenommen von Thomas am 03.05.2021 gegen 18:00 an einem Wegrand bei Tübingen
  • Wissenschaftlicher Name: Timarcha tenebricosa (Fabricius 1775)
  • Deutscher Name: Großer Tatzenkäfer
  • Familie: Chrysomelidae (zu deutsch: Blattkäfer)

Wissenswertes

Der Große Tatzenkäfer ist dank seiner auffälligen, großen Gestalt mit den „Tatzen“ und den glatten, glänzenden Flügeldecken kaum zu verwechseln und fällt besonders im zeitigen Frühjahr auf, wenn die Käfer bereits mit den ersten wärmeren Tagen aktiv werden. Er ist unser größter Blattkäfer (bis 20mm Körperlänge) und kann als erwachsener Käfer sehr alt werden (bis zu 14 Monate). Die Art lebt in extensiv genutztem Grünland und ernährt sich meist von Labkräutern (Galium), an denen man im Frühjahr auch die großen, sackförmigen Larven findet. Früher überall sehr häufig, ist sein Bestand zusammen mit dem extensiven Grünland zurückgegangen, auch wenn er noch verbreitet zu finden ist. An warmen, trockenen Hängen mit mageren Wiesen rund um Tübingen kommt mit dem Kleinen Tatzenkäfer Timarcha goettingensis noch eine weitere Tatzenkäfer-Art im Gebiet vor, diese ist allerdings etwas kleiner und besitzt im Gegensatz zu den glatten Flügeldecken von Timarcha tenebricosa runzlige Flügeldecken.


Literatur:

  • Rheinheimer, Joachim & Michael Hassler, 2018, Die Blattkäfer Baden-Württembergs. Kleinsteuber Books.

Variabler Erdbock

  • Wissenschaftlicher Name: Iberodorcadion fuliginator (Linnaeus, 1758)
  • Deutscher Name: Variabler Erdbock
  • Familie: Cerambycidae (zu deutsch: Bockkäfer)

Wissenswertes:

Der beeindruckende, flugunfähige Erdbock (10-15mm Körperlänge) kann im Mai/Juni in der Umgebung von Tübingen mit ein wenig Glück entlang von Wegen beobachtet werden, wo die Tiere sich bei Sonnenschein und wärmerem Wetter gerne aufhalten.
Als charakteristische Art trockener, warmer, lückiger Grasbestände ist der Erdbock zur wärmeliebenden Fauna der extensiven Kulturlandschaft in der Umgebung von Tübingen zu zählen. Der Entwicklungszyklus des Erdbocks ist 2-jährig (Baur et al., 1997). Die Eier werden je nach Wetter von März bis Mai vom Weibchen in die Stängel (Baur et al., 1997) verschiedener Süßgräser abgelegt. Die Larve schlüpft wenige Wochen nach der Eiablage und frisst an den Graswurzeln. Im darauffolgenden Sommer wird die Larvalentwicklung abgeschlossen und die Larven verpuppen sich. Die Käfer schlüpfen 2-3 Wochen später und verbleiben bis zum darauffolgenden Frühjahr im Boden. Nachdem der Erdbock aus der Erde gekrochen ist, beginnt er bald darauf mit der Fortpflanzung und stirbt bereits 2-4 Wochen nach Beginn der Aktivität wieder (Baur et al., 2005). Auch als ausgewachsener Käfer ernährt sich der Erdbock vegetarisch: Er frisst an den Blättern von Süßgräsern (Hepp, 1934).
Der Erdbock ist in Deutschland stark gefährdet und in den letzten Jahren vielerorts verschwunden (Baur et al., 2020). Durch seine langsame Fortbewegungsweise am Boden dürfte die Ausbreitung eingeschränkt sein. In einer Studie bewegten sich die Erdböcke in ihrem Leben in Radien von nur 20-200m (Baur et al., 2005). Besiedelte Gebiete, die mehr als 500m auseinander liegen gelten als getrennt (Baur et al., 2005), das heißt es erfolgt keine Fortpflanzung mehr zwischen diesen Populationen. Hinzu kommt, dass der Erdbock gerne Wege oder Randstrukturen bei seinen Wanderungen nutzt (Baur et al., 2005), weshalb viele der langsamen Käfer wohl leider Autos, Radfahrern oder Fußgängern zum Opfer fallen, worauf auch immer wieder gefundene, plattgefahrene Tiere auf den Wegen hinweisen. Das größte Problem für den Erdbock ist jedoch der Rückgang seines Lebensraumes (Baur et al., 2020): Durch Intensivierung der Nutzung, wie es durch den Einsatz von Insektiziden, Düngung und häufige Mahd geschieht, verschwindet der Erdbock. Starke Düngung führt zu dichten Grasbeständen, wodurch sich zum einen der Boden schlechter erwärmt, zum anderen die konkurrenzschwächeren Wirtsgräser verschwinden. Ähnliche Effekte dürfte auch das Liegenlassen gemähten Grases auf den Flächen haben. Es liegt also nunmehr an uns, ob wir einen Teil unserer extensiv genutzten Kulturlandschaft erhalten wollen und gewissenhaft pflegen, wodurch auch so attraktive Arten wie der Erdbock weiterhin in Deutschland leben können. Der Vebtil fördert mit seinen Pflegekonzepten auch Arten wie den Erdbock, so konnte er auch bereits auf mehreren Vebtilflächen gefunden werden.


Literatur:

  • Baur, B. & D. Burckhardt & A. Coray & A. Erhardt & R. Heinertz & M. Ritter & M. Zemp, 1997, Der Erdbockkäfer, Dorcadion fuliginator (L., 1758)(Coleoptera: Cerambycidae), in Basel: Mitteilungen der Entomologischen Gesellschaft Basel, v. 47, p. 59-60.
  • Baur, B. & A. Coray & H. Lenzin & D. Schmera, 2020, Factors contributing to the decline of an endangered flightless longhorn beetle: A 20‐year study: Insect Conservation and Diversity, v. 13, p. 175-186.
  • Baur, B. & A. Coray & N. Minoretti & S. Zschokke, 2005, Dispersal of the endangered flightless beetle Dorcadion fuliginator (Coleoptera: Cerambycidae) in spatially realistic landscapes: Biological Conservation, v. 124, p. 49-61.
  • Hepp, A., 1934, Zur Lebensweise von Dorcadion fuliginator L. (Col. Cerambyciddae): Entomologischer Anzeiger, v. 14, p. 48-50.

Dohlenkamera

Die zweite Woche fing sehr sehr ruhig an – zwei ganz kurze Dohlenbesuche innerhalb von vier Tagen, die restliche Zeit tat sich absolut nichts. Am 22.3. um 7.11 Uhr wieder ein kurzer Check und dann, etwa eine Stunde später, wurde es plötzlich laut:

Das Dohlenpärchen bleibt an diesem Tag noch etwa eine halbe Stunde am Kasten, eine Dohle geht immer wieder kurz hinein, schaut sich um und verlässt den Kasten wieder:

Am 23.3. wieder nur ein kurzer Besuch früh am Morgen. Richtig spannend wurde es einen Tag später, am Samstag! Dazu in Kürze mehr 🙂

Dohlenkamera – die ersten Tage

Unser Nistkasten mit Kamera hängt nun seit einer reichlichen Woche – allzu viel ist bisher noch nicht passiert:

Gute zehn Stunden nach dem Aufhängen des Kastens traute sich die erste Dohle an den Kasten heran – es blieb bei ein paar kurzen Blicken ins Innere. Am zweiten Tag schaute ein Kleiber vorbei – wahrscheinlich der Nachbar aus Kasten 67, direkt gegenüber:

15.3.2012 – 12.36 Uhr: Der Kleiber aus Kasten 67 nutzt die Mittagszeit für einen kurzen Besuch – inklusive Akustik- und Materialtest: 2:18 und 3:55.

Am vierten Tag dann der erste Besuch von einem Dohlenpärchen – nach etwa 12 Minuten, Weiterlesen

Unser Dohlenprojekt

Seit 1997 kümmern wir uns mit unserem Dohlenprojekt (u.a. Anbringen von Nistkästen als Ersatz für verlorengegangene Brutplätze, stichprobenartige Beringung von Jungvögeln auf der Platanenallee) um den Fortbestand und die Erhaltung der Dohlen in Tübingen.

Ausdauernde Unterstützung beim Aufhängen der Kästen bekommen wir von den Stadtbaubetrieben Tübingen – an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön dafür!

Mittlerweile hängen fast 100 Nistkästen im Stadtgebiet Tübingens, unter anderem vor der Burse, auf dem Gelände des Stadtfriedhofes, im Alten Botanischen Garten, am Anlagensee und im Innenhof des Bürgerheims. Etwa 100 erfasste Brutpaare im Jahr 2011 Weiterlesen